Aligner-Behandlung? Aber bitte vom Profi!

08. Januar 2023

Geht es um eine Zahnkorrektur, liegen Aligner voll im Trend. Die Vorteile gegenüber festsitzenden Zahnspangen sind attraktiv und das neue Lächeln rückt schnell in greifbare Nähe. Der Blick auf den Markt der transparenten Zahnschienen eröffnet eine Preisspanne von günstig bis teuer. Da es um die eigene Gesundheit geht, sollte man nicht am falschen Ende sparen. Daher heißt es: Augen auf, wenn man die Angebote vergleicht. Bekommt man die Aligner-Behandlung von einer kieferorthopädischen Praxis, einem rein digital arbeitenden Anbieter mit ärztlichem Erstkontakt oder komplett als „Do-it-yourself“-Version? Die letzten beiden Varianten können problematisch sein.  

Talk & Scan 

Am Anfang einer jeden Aligner-Behandlung sollte ein persönliches Beratungsgespräch stehen. Nicht alle Ausgangssituationen eignen sich für eine Begradigung mittels Aligner. Auch Details über den Behandlungsablauf, die Kosten und die Stabilisierungsphase sollten Interessierten bereits zu Beginn ausführlich erklärt werden. Schließlich ist eine Zahnkorrektur eine medizinische Behandlung und nicht nur ein Eingriff in die individuelle Ausstrahlung und Ästhetik. Sie ist im Idealfall nachhaltig und von langer Dauer. Und sollte den eigenen Erwartungen und Wünschen sehr genau entsprechen.  

Dieser Beratung schließt sich beim Kieferorthopäden die Diagnostik an. Digitale Scans beider Kiefer werden genommen, am Computer vermessen sowie analysiert und die Behandlung im darauffolgenden Schritt ebenfalls digital geplant. Symmetrien, Asymmetrien, Achsen, die Ausrichtung des Bisses – all das sind Parameter, die für eine individuelle Aligner-Behandlung relevant sind. Eine ärztliche Kontrolle ist auch wichtig, um Karies, Parodontitis oder andere Erkrankungen im Gebiss zu erkennen, die gegen eine Zahnkorrektur mit Alignern sprechen könnten. 

Zum Vergleich: Einige Anbieter machen all das digital, ohne jeglichen persönlichen Kontakt. Das Abdruckset gibt’s per Post. Kontrollen? Fehlanzeige. Da kann man nur wünschen, dass zu den bereits bestehenden Fehlstellungen keine weiteren dazu kommen.  

You are not alone 

Die kieferorthopädische Behandlungsbegleitung ist für ein bestmögliches Gelingen elementar. Bei der Aligner-Therapie kommt eine Serie an Schienen zum Einsatz, die nach individuellem Fahrplan alle paar Wochen gegen die jeweils nächste getauscht wird. Das klingt in der Theorie logisch und easy. Doch was ist, wenn ein Etappenziel einmal nicht erreicht wird? Dann wird eine Behandlung ohne ärztliche Kontrolle schon kritisch. Beispielsweise kann es noch zu früh für die nächste Schiene sein, wenn die aktuelle Schiene zu wenig getragen wurde oder gebrochen ist und auf Ersatz gewartet werden muss. Disziplin ist für gutes Gelingen unverzichtbar. Auch das spricht für die Aligner-Behandlung mit regelmäßiger ärztlicher Kontrolle: Man bekommt unmittelbares Feedback zum Verlauf, erhält Antworten auf mögliche Fragen und verlässt die Praxis in dem Wissen, dass alles richtig läuft.  

Zum Vergleich: Es gibt Anbieter, bei denen wöchentlich ein Selfie hochgeladen werden muss. Der Experte am anderen Ende der Leitung beurteilt nur anhand dieses Bildes, ob alles korrekt verläuft, dann gibt’s die nächste Schiene übersendet. Andere Anbieter ersparen sich das komplett und versenden direkt den vollständigen Schienensatz. Behandlung ohne Kundenkontakt – klingt vertrauenswürdig? Nicht wirklich!  

Ergebnis prüfen und erhalten 

Ist das neue Lächeln erreicht, ist die Behandlung noch nicht zu Ende – es folgt die sogenannte Stabilisierungsphase. Diese ist wichtig, denn die Zähne können sich ohne entsprechende Fixierung wieder in ihre Ausgangsposition zurückbewegen. Bei professionellen Aligner-Anbietern wird der Fokus deshalb auch auf den sogenannten Retainer gelegt. Dieser wird nach der letzten Schiene durch erneuten digitalen Scan ausgemessen und angefertigt. So hält er die Zähne langfristig in ihrer neuen Position.  

Beim Retainer handelt es sich bei den neuesten Systemen um eine Dauer-Schiene, die optisch den bekannten Korrekturschienen ähnelt. Der Unterschied liegt im Material und der Anwendung. Den Retainer trägt man immer nachts. Auch Retainer-Varianten als Draht, die auf der Zahnrückseite befestigt werden, sind marktüblich. Der Vorteil: Der Draht stabilisiert die Zähne in ihrer neuen Stellung durchgehend. 

Es erklärt sich von selbst, dass auch die Retention kontinuierlich durch die Praxis des Vertrauens kontrolliert wird und der persönliche Kontakt aufrechterhalten wird.  

Zum Vergleich: Bei einigen Anbietern gibt es die Retainer-Schiene direkt im Gesamtpaket dazu – wird dann schon passen. Wieder andere Anbieter verzichten auf eine Stabilisierungsphase – hier darf man gespannt sein, wie lange das neue Lächeln hält.  

Darum zum Kieferorthopäden 

Auch die Bundeszahnärztekammer sieht die Aligner-Behandlung in den Händen von rein kommerziellen Anbietern kritisch. Sie stellt klar: Die „patientenindividuelle Planung und Fertigung von Alignern“ ist laut Zahnheilkundegesetz eine Ausübung der Zahnheilkunde und somit „zum Schutz der Patienten“ Zahnärzten vorbehalten. Die „Feststellung und Behandlung von Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten“ sei zur Selbstbehandlung ungeeignet. Gewerbliche Anbieter könnten demnach „ggf. sogar eine strafbare Heilbehandlung durchführen“. 

Aligner gewünscht? Dann nichts wie los zum Zahnarzt des Vertrauens! 

 

Quellen: