Betäubung beim Zahnarzt: Schmerzfreie Behandlung dank Lokalanästhesie
24. Juni 2023Ob Zahnfleischbehandlung, Füllungen, Zahnersatz oder Weisheitszähne ziehen: Dank Betäubung beim Zahnarzt sind solche Behandlungen mittlerweile nahezu schmerzfrei möglich. Alle wichtigen Fragen rund um die Lokalanästhesie beim Zahnarzt im Überblick.
Betäubung beim Zahnarzt: Anamnese ist wichtig
Als Patient sollte man vor einer Betäubung dem behandelnden Zahnarzt relevante Informationen geben. Dazu zählen allgemeine Erkrankungen, Allergien oder die Einnahme von Medikamenten. Nur wenn der Zahnarzt darüber Bescheid weiß, kann er ein geeignetes Betäubungsmittel oder Verfahren verwenden. Viele Betäubungsmittel enthalten Adrenalin, das in einigen Fällen ungünstig sein kann, z.B. bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, grünem Star oder Einnahme bestimmter Medikamente. In solchen Fällen kann der Zahnarzt auf Alternativen ohne Adrenalin zurückgreifen.
Eine örtliche Betäubung kann auch den Blutzuckerspiegel beeinflussen, was insbesondere bei Diabetes bedeutsam ist. Menschen mit Asthma sollten beachten, dass Betäubungsmittel mit Sulfit einen Anfall auslösen können. In diesem Fall kann der Zahnarzt auf Alternativen ohne Sulfit zurückgreifen. Allergische Reaktionen auf lokale Betäubungsmittel sind insgesamt sehr selten. Wer schon einmal überempfindlich auf ein Lokalanästhetikum reagiert hat, sollte dies jedoch dem Zahnarzt mitteilen. Auch wenn man Angst vor Spritzen oder Angst vorm Zahnarzt hat, ist es ratsam und hilfreich, das anzusprechen. Zahnärzte begegnen diesen Ängsten tagtäglich und können damit umgehen.
Diese Betäubungstechniken gibt es
Spritze ist nicht gleich Spritze. Bei modernen Betäubungstechniken wird großer Wert auf den Komfort und die Schmerzfreiheit des Patienten gelegt. Zahnärzte bieten deshalb verschiedene Möglichkeiten der Betäubung an.
Oberflächenbetäubung
Bei Kindern und empfindlichen Erwachsenen kann der Zahnarzt vor dem eigentlichen Einstich der Betäubungsspritze Oberflächenbetäubungen verwenden. Dies erfolgt durch die Anwendung von Gelen, Sprays oder Salben, um den Einstich schmerzfrei zu gestalten.
Infiltrationsanästhesie im Oberkiefer
Bei dieser Methode spritzt der Zahnarzt eine betäubende Lösung unter die Schleimhaut in die Nähe der Wurzelspitze des Zahns oder der zu behandelnden Zähne. Dadurch werden die Nerven in dieser Region betäubt, wodurch einzelne Zähne, der umgebende Knochen, das Weichgewebe, kleine Bereiche der Mundschleimhaut und der Gesichtshaut betäubt werden.
Leitungsanästhesie im Unterkiefer
Diese Technik wird im Unterkiefer angewendet. Der Zahnarzt spritzt das Betäubungsmittel in die Nähe des Nervs, der die entsprechende Unterkieferhälfte versorgt. Dadurch wird die gesamte Leitungsbahn betäubt, was zu Taubheit in der Unterlippe und der Zunge führt. Für Front- und kleine Backenzähne kann jedoch auch im Unterkiefer in vielen Fällen eine ausreichende Betäubung mit der Infiltrationsanästhesie erzielt werden.
Intraligamentäre Anästhesie
Diese Methode wird bei begrenzten Eingriffen an einzelnen Zähnen angewendet. Mit einer speziellen Spritze und einer sehr dünnen Nadel wird das Betäubungsmittel direkt in den Spalt zwischen Zahn und Knochen injiziert. Dadurch kann der Zahnarzt einzelne Zähne gezielt betäuben. Diese Methode kann auch zusätzlich eingesetzt werden, wenn andere Betäubungstechniken nicht ausreichend wirken.
Verursacht eine Betäubungsspritze Schmerzen?
Das Schmerzempfinden kann von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein. Verschiedene Faktoren spielen dabei eine Rolle, wie beispielsweise die Einstichstelle und die Beschaffenheit des Gewebes, in das die Betäubung gespritzt wird. In den meisten Fällen wird lediglich ein kurzer Pieks oder ein leichtes Druckgefühl wahrgenommen.
Betäubung beim Zahnarzt: Welche Nebenwirkungen gibt es?
Nach einer örtlichen Betäubung beim Zahnarzt können bestimmte Nebenwirkungen auftreten. Es ist wichtig, diese zu beachten und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.
Zu den bekannten Nebenwirkungen gehören:
- Konzentrationsschwierigkeiten: Nach der Betäubung kann es zu vorübergehenden Konzentrationsproblemen kommen.
- Beeinträchtigtes Reaktionsvermögen: Die Betäubung kann das Reaktionsvermögen beeinträchtigen, insbesondere bei größeren Eingriffen. Daher ist es ratsam, unmittelbar nach der Behandlung keine sportlichen Aktivitäten auszuüben oder Auto zu fahren.
- Schwindel und Müdigkeit: Der Stress und das beanspruchte Herz-Kreislauf-System während der Behandlung können zu Schwindel und Müdigkeit führen.
Betäubung in der Schwangerschaft: Geht das überhaupt?
Schwangere Patientinnen müssen bei einer Zahnbehandlung nicht auf eine örtliche Betäubung verzichten. Der Wirkstoff Articain, auch in Kombination mit Adrenalin, wurde bereits häufig bei Schwangeren angewendet, ohne dass schädliche Auswirkungen auf das ungeborene Kind festgestellt wurden. Es ist wichtig, dass Schwangere mit ihrem Zahnarzt über ihre Schwangerschaft sprechen und alle Fragen oder Bedenken bezüglich der Betäubung und Zahnbehandlung klären. Der Zahnarzt wird dann die bestmögliche Lösung für eine schmerzfreie Behandlung finden.
Wann darf man nach der Betäubung wieder essen und trinken?
Nach einer lokalen Betäubung tritt für eine bestimmte Dauer ein Taubheitsgefühl ein. Oftmals sind die Mundschleimhaut, bestimmte Kieferabschnitte oder manchmal auch die Zunge noch taub, wenn der Zahnarzt mit der Behandlung fertig ist. Je nach Art des verwendeten Betäubungsmittels und der angewandten Technik kann diese Taubheit mehrere Stunden andauern. Darum ist es wichtig, erst zu essen und zu trinken, wenn die Betäubung vollständig abgeklungen ist. Andernfalls könnte es passieren, dass sich der Patient auf die Lippe beißt oder heiße Speisen und Getränke nicht wahrnimmt und sich den Mund verbrennt. Sobald die Betäubung vollständig abgeklungen ist, können die normalen Ess- und Trinkgewohnheiten wieder aufgenommen werden.
Quellen:
- Das Gesundheitsportal medondo.health
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