Feste Zahnspange Untersuchung istockphoto.com | gpointstudio

Feste Zahnspange: Phasen der Behandlung

08. Januar 2024

Wer eine festsitzende Zahnspange erhält, muss im Laufe der Behandlung alle vier bis sechs Wochen Kontrolltermine wahrnehmen. Dabei prüft der Kieferorthopäde die Stellung der Zähne und Kiefer und reagiert mit verschiedenen Maßnahmen. Das Ziel: ein perfektes Gebiss.

Bei einer losen Spange werden Zähne nur dann bewegt, wenn sie regelmäßig getragen wird. Eine fest mit den Zähnen verbundene Spange wirkt dauerhaft. Möglich ist dies durch das Zusammenspiel der Brackets und der Bögen. Die Bögen werden mithilfe eines integrierten Verschlussmechanismus (selbstligierende Brackets) oder mittels kleiner Gummiringe bzw. Drahtschlaufen (Standard-Brackets) in den Bracketschlitzen gehalten. Aufgrund der Eigenspannung der Bögen wird beim Tragen entweder Druck oder Zug ausgeübt. Das führt zu einer Verschiebung in den zahnumgebenden Strukturen, also im Zahnfleisch und im Knochen. Die Zähne bewegen sich und nehmen nach und nach ihre neue, korrekte Position im Gebiss ein. Je nach Schwere der Zahnfehlstellung gibt es bei der kieferorthopädischen Behandlung verschiedene Phasen.

1. Phase: Nivellierungsphase

Die kieferorthopädische Behandlung mit einer festsitzenden Zahnspange läuft in fünf Phasen ab. Eine solche Multibandbehandlung beginnt stets mit der sogenannten Nivellierungsphase. Zunächst werden im oberen und/oder unteren Zahnbogen vertikale und horizontale Fehlstellungen sowie stark gedrehte Zähne korrigiert. Die Zahnbogenform wird somit grob harmonisiert. Das dauert in der Regel vier bis sechs Monate.

2. Phase: Führungsphase 

Sind die Zähne in ihrem Verlauf grob einander angeglichen worden, schließt sich die Führungsphase an. Dabei werden einzelne Zähne entlang der Behandlungsbögen geführt, wobei sie z. B. von vorn nach hinten oder quer bewegt werden. Damit können zu enge Zahnabstände erweitert werden. Nach dieser Phase sind die Zahnbögen noch besser ausgeformt und koordiniert.

3. Phase: Kontraktionsphase

Die nächste Phase ist die Kontraktionsphase. Sie ist bei der Korrektur von Überbissen notwendig, bei denen der Oberkiefer im Verhältnis zum Unterkiefer zu weit nach vorne vorsteht. So werden in dieser Phase die zu großen Abstände zwischen den oberen und unteren Schneidezähnen durch Zurückbewegen der Frontzähne beseitigt. Darüber hinaus werden Lücken in den Zahnbögen geschlossen. Mussten vorab aus Platzgründen z. B. Prämolaren (kleine Backenzähne) gezogen werden, gilt es nun, die Nachbarzähne entsprechend in die entstandenen Lücken zu führen.

4. Phase: Justierungsphase

In der sogenannten Justierungsphase nimmt der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie letzte kleine Korrekturen vor, indem er den Neigungswinkel bzw. die Achsenstellung einzelner Zähne optimiert und Restlücken schließt. Die Verzahnung bzw. der Kontakt von oberen und unteren Zähnen (Okklusion) wird fein eingestellt und der Schlussbiss festgelegt.   

5. Phase: Retentionsphase

Ist die Bracketapparatur entfernt, beginnt der letzte Abschnitt – die Retentionsphase zur Stabilisierung bzw. zum Erhalt des erzielten Therapieergebnisses. Sie ist mindestens genauso wichtig wie die vorher erfolgten aktiven Behandlungsphasen, denn Zähne bewegen sich ein Leben lang! 

 

Retainer nach Zahnspangenbehandlung
Feste Retainer werden nach einer erfolgreichen Behandlung eingesetzt, damit sich die Zähne nicht wieder verschieben.   Quelle: istockphoto.com | alex-mit

 

Damit die inzwischen schön grade stehenden Zähne nicht wieder ihre alten Fehlstellungen einnehmen, werden entweder herausnehmbare Haltespangen oder feste Retainer eingesetzt, die auf die Innenflächen der oberen und/oder unteren Frontzähne geklebt werden. 

Variable Kosten durch private Zusatzleistungen

Während der einzelnen aktiven Behandlungsphasen können verschiedene Bögen zur Anwendung kommen. Der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie setzt sie gezielt entsprechend ihrer Materialeigenschaften und gemäß der zu lösenden Aufgabe ein. Welche Bögen das letztendlich sind, hängt vom finanziellen Einsatz ab. Denn die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen bei entsprechender Indikation lediglich die Kosten für Edelstahlbögen in Kombination mit „normalen“ Standard-Metallbrackets. Zahn- und gewebeschonender sind andere Bogenmaterialien, z. B. thermoelastische Nickel-Titan-Bögen. Auch Keramikbrackets sind eine Möglichkeit, wenn man eine unsichtbare Lösung bevorzugt. Beides ist jedoch mit höheren Kosten verbunden und muss aus eigener Tasche bezahlt werden. Sinnvoll ist der zeitige Abschluss einer Zahnzusatzversicherung.

 

Quellen:

  • Das Gesundheitsportal medondo.health
  • Bock JJ, Bock J: Grundwissen Kieferorthopädie. Interdisziplinäre Zusammenarbeit, Diagnostik, Therapie. Spitta Verlag. Balingen 2005. S. 80-86. S. 102-103.
  • Bückmann B: Kieferorthopädie. Stiftung Warentest, Berlin 2009. S. 15-16, S. 63-64.
  • Glasl B, Ludwig B: Retention und Stabilität. In: Selbstligierende Brackets. Konzepte und Behandlung. Georg Thieme Verlag. Stuttgart, New York 2010. S. 215.
  • Hasund A, Rudzki-Janson I, Bingler P: Edgewise-Technik. Standard-Edgewise und Straight-wire-System. In: Diedrich P (Hrsg.): Kieferorthopädie II. Therapie. Urban & Fischer. München, Jena 2000. S. 214-220.
  • Knak S: Praxisleitfaden Kieferorthopädie. Urban & Fischer. München, Jena 2004. S. 145-146.