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KLASSE II VERZAHNUNG, DIE WICHTIGSTEN FAKTEN

20. Dezember 2021 | von Dr. Angelika Frankenberger

Dies ist ein Artikel zur Behandlung von Klasse II Verzahnungen. Was ist eine Klasse II Verzahnung? Wenn der Oberkiefer im Schädel zu weit vorne eingebaut ist und/oder der Unterkiefer zu weit hinten ist. Dann ist die Stufe zwischen Oberkiefer Zähnen und Unterkiefer Zähnen vergrößert. Man redet vom Distalbiss oder einer Kl 2 Verzahnung.

Was sind also die wichtigsten Fakten zur Kl II Verzahnung?

Werden die Kosten für eine Behandlung von der Krankenkasse übernommen?

Bei Kindern übernimmt die Krankenkasse die Behandlung teilweise. Dies gilt, wenn die Stufe zwischen Oberkiefer Frontzähnen und Unterkiefer Frontzähnen mehr als 6 mm groß ist. Man spricht dann von der KIG Einstufung D4. Auch bei Erwachsenen bezahlt die Kasse teilweise die Behandlung. Aber nur wenn die Behandlung kieferorthopädisch-kieferchirurgisch ist. Das bedeutet zusätzlich zur KFO Behandlung eine Operation beim Chirurgen.

Welche Folgen hat dieser Fehlbiss?

Manchmal ist die Stufe so groß ist, dass man die Lippen nicht mehr richtig schließen kann. Dann besteht ein großes Risiko, dass man sich irgendwann die Oberkieferfrontzähne verletzt.

Auch die Atmung kann durch den unvollständigen Lippenschluss gestört sein. Man spricht dann von Mundatmung. Im Gegensatz zur Nasenatmung, die man eigentlich korrekt ist. Es kann durch die fehlende Filterung der Luft beim Einatmen durch die Nasenschleimhaut zu vermehrter Infektionsanfälligkeit kommen.

 

Eine frühzeitige Behandlung im Grundschulalter ist empfehlenswert.

Man spart sich dadurch eventuell eine spätere kieferorthopädische Behandlung. Auch eine Entfernung von Zähnen oder eine operative Einstellung der Stufe kann so verhindert werden.

Wenn man Kinder frühzeitig behandelt, ist die Wahrscheinlichkeit eines Traumas der oberen Frontzähne um 40 % vermindert. Das ist viel. Gehen Sie also mit Ihrem Kind frühzeitig zum Arzt. Lieber einmal mehr kontrollieren, als ein schlimmes Trauma.

Eine frühzeitige Behandlung erhöht zudem die Attraktivität des Gesichtsprofils und das Selbstwertgefühl. Auch das kann wichtig sein. Kinder leiden oft, wenn Ihre Mitschuler sie hänseln. In diesem Alter kann die Fehlstellung gut korrigiert werden.

Funktionskieferorthopädische Geräte sind sehr gut für diese Art der Behandlung.

Schienen sind für diese Art der Behandlung weniger geeignet. Besser ist es mit einem anderen Gerät vorzuarbeiten. Danach kann man auf Invisalign umsteigen.

Wenn man Jugendliche oder junge Erwachsene mit einer großen Stufe behandeln möchte, ist das Herbst-Scharnier eine gute Möglichkeit.

Auch Diskusvorverlagerungen korrigiert man damit. Das erkennt man an einem Knacken bei der Öffnung des Mundes. Oft weicht die Unterkiefer Mitte auch beim Öffnen zu einer Seite aus.

Das Herbst-Scharnier oder der Jasper Jumper oder SUS wirken schneller als funktionstherapeutische Geräte. Das liegt daran, dass sie festsitzend sind. Natürlich ist dann die Tragezeit länger. Die herausnehmbaren Geräte werden nämlich oft nur nachmittags und nachts getragen. Mit diesen Spangen kann man die Kl II Verzahnung gut behandeln.

Herausnehmbare Geräte sind Twin Block, Bionator, Aktivator, Fränkel 2, Vorschubdoppelplatten. Der Labialbogen der herausnehmbaren Geräte hilft die Oberkieferfrontzähne nach hinten zu bewegen. Schon das verkleinert die Stufe.

Auch ein Headgear (Außenspange) kann die Oberkieferzähne nach hinten schieben, wird aber nur noch selten benutzt.

Es gibt zusätzlich mit Minischrauben am Gaumen fixierte Distalisierungsapparaturen, wie z.B. den Beneslider. Auch er ist ein sehr zuverlässiges Gerät. Man ist nicht von der Mitarbeit des Patienten abhängig. Was manchmal von Vorteil ist.

Ob eine feste oder herausnehmbare Behandlung besser ist, hängt vom Alter ab. Auch die Art der Anomalie ist entscheidend. Nur ein Fachzahnarzt kann dies entscheiden. Nicht jedes Gerät ist für jeden Patienten gleich gut. Informieren Sie sich vorher gut.

Was sind die Ursachen für einen Distalbiss?

Die Ursache des Distalbisses kann genetisch, also vererbt sein. Oft ist der Unterkiefer bei einem der Eltern kleiner. Auch Daumenlutschen kann den Unterkiefer distalisieren. Dadurch wird das Wachtum gehemmt, die oberen Zähne nach vorne geschoben und die sagittale Stufe vergrößert. Der Abstand zwischen Oberkiefer und Unterkiefer ist vergrössert.

Bei Erwachsenen mit großer sagittaler Frontzahnstufe hilft oft nur eine Operation. Das ist ein schwerer Eingriff.

Man kann auch Invisalign mit einem mandibular advancer benutzen. Die kleinen Flügel schieben den Unterkiefer elegant nach vorne. Dieses Produkt empfehlen wir für Kinder und Teenager. Schritt für Schritt führen die Wings den Kiefer nach vorne. Zum Essen und Zähneputzen kann man die Schienen entfernen. So einfach ist das.

 

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