Mehr als nur ein strahlendes Lächeln: Wann macht eine Zahnspange Sinn?
13. Dezember 2021Für Gesundheit und Wohlbefinden ist ein intaktes Gebiss unerlässlich. Zahnfehlstellungen zu beheben ist daher nicht nur eine Frage des guten Aussehens, sondern dient vor allem der Vorbeugung vor Karies, Parodontitis und anderen Erkrankungen – mit weitreichenden gesundheitlichen Effekten.
Zahnspangen machen nicht nur schöne Zähne
Für den Facharzt für Kieferorthopädie ist es in den meisten Fällen kein Problem, Fehlstellungen und damit Schönheitsfehler im Zahnbereich zu beheben. Doch hat der Kieferorthopäde bei der Diagnostik und der Behandlung niemals allein nur die Ästhetik im Blick, sondern stellt in jedem einzelnen Fall sicher, dass die Behandlung auch der Zahngesundheit dient – oder sie zumindest nicht verschlechtert.
Gerade in den aktuellen Pandemiezeiten ist z. B. eine stabile orale Immunbarriere für die Prävention viraler Infektionen (COVID-19) wichtiger denn je. Damit die Immunabwehr im Mund gut funktioniert, ist eine optimale Mundhygiene notwendig. Diese wird durch Zahnfehlstellungen erschwert. Eine kieferorthopädische Korrektur erleichtert sie.
Wann macht eine Zahnspange Sinn?
Abgesehen von der Ästhetik kann der Kieferorthopäde durch eine rechtzeitige kieferorthopädische Behandlung somit auch viele Krankheiten oder sogar Zahnverlust verhindern. Wie beispielsweise bei stark vorstehenden Frontzähnen, sogenannten Hasenzähnen, bei denen naturgemäß ein sehr hohes Risiko besteht, sich diese zu verletzen oder auszuschlagen.
Sind die Zähne stark gedreht, lassen sie sich nicht ordentlich putzen und sauber halten. So bilden sich Schmutznischen, in denen eine Zahnfleischentzündung entstehen kann. Die Folge sind Karies und Parodontitis (entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparats) und im schlimmsten Fall der Zahnverlust.
Kein Hänseln mehr wegen falsch stehender Zähne
Ein offener Biss, bei dem sich die oberen und unteren Frontzähne nicht berühren, führt oft zu Sprachstörungen (Lispeln). Und nicht selten verursacht er auch noch Probleme beim Kauen und Schlucken. Neben dem gestörten Schluckmuster liegt oft eine schädliche Mundatmung statt Nasenatmung vor. Lispelnde Kinder können von den erduldeten Hänseleien ein Lied singen. Bei einem rechtzeitigen Besuch – ab dem Alter von vier Jahren, spätestens mit Beginn der Grundschulzeit – kann der Kieferorthopäde schon frühzeitig geeignete Therapiemaßnahmen ergreifen. So bleibt dem Kind eine spätere aufwändige Behandlung oftmals erspart oder die Schwierigkeit der Behandlung nimmt ab.
Beim Kreuzbiss ist der Oberkiefer zu schmal. Dadurch können die Atemwege verengt sein, Schnarchen und Mundatmung sind die Folgen.
Manche Zähne finden ihren Weg nicht in die Mundhöhle und bleiben einfach im Kieferknochen stecken, weil sie verlagert oder im Durchbruch gehindert sind, weil zu wenig Platz vorhanden ist. Auch um Zähne mit Durchbruchsstörungen kümmert sich der Kieferorthopäde. Mit einer Zahnspange schafft er Platz und ordnet sie oft in interdisziplinärer Zusammenarbeit mit dem Oral- oder Kieferchirurgen ein. Werden diese Zähne nicht behandelt, können sie Nachbarzähne beschädigen.
Bei Nichtanlagen von bleibenden Zähnen entscheidet der Kieferorthopäde frühzeitig in Absprache mit dem Zahnarzt, ob die Milchzähne so lang wie möglich erhalten bleiben sollen oder, ob die Lücke des fehlenden Zahnes durch eine Zahnspange geschlossen werden soll. Dabei sind ästhetische und funktionelle Aspekte wichtig, denn die Entscheidung hat weitreichende Folgen.
Wann zahlt die gesetzliche Krankenkasse für Kieferorthopädie
Welche Kosten die gesetzliche Krankenkasse übernimmt, hängt von der Einstufung in das Kieferorthopädische Indikationssystem (KIG) ab.
Grundsätzlich gilt: Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen nur, wenn die Zahn- und Kieferfehlstellung in die Gruppen KIG 3 bis 5 fällt. Bei einer Einordnung in die Gruppen 1 und 2 muss man die Investition für die kieferorthopädische Behandlung selbst tragen oder eine rechtzeitig abgeschlossene Zahn-Zusatzversicherung beteiligt sich. Auch für die Erstattung einer initialen Frühbehandlung oder einem frühen Behandlungsbeginn (frühe Behandlung) müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Wichtig ist, dass eine medizinische Indikation zur Behandlung auch gegeben sein kann, auch wenn keine Kostenübernahme durch die gesetzliche Krankenkasse erfolgt.
Bei den privaten Krankenversicherungen hängt die Höhe der Erstattung sehr stark vom individuell abgeschlossenen Versicherungsvertrag ab.
Gerade Zähne sind gut für die Psyche
Die Liste dessen, was eine kieferorthopädische Behandlung leisten kann, ist lang. Der Kieferorthopäde ist also mitnichten nur zuständig für eine Korrektur der Zähne. Er sorgt dadurch auch für ein strahlendes Lächeln seiner Patienten. Da in der heutigen Zeit dem äußeren Erscheinungsbild immer mehr Bedeutung beigemessen wird, hat die Gesichtsästhetik im Selfie-Zeitalter auch eine große medizinische Bedeutung für die Psyche der Patienten.
Fachzahnärzte für Kieferorthopädie bieten hochwertige moderne und ästhetische Therapien an. Sie stimmen ihre individuelle Behandlungsmöglichkeiten optimal auf jeden einzelnen Patienten ab, damit jeder bis ins hohe Alter hinein sein perfektes Lächeln mit dem passenden gesunden Biss behalten kann.
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