Wie kann man einer Parodontitis vorbeugen?
29. Oktober 2022Parodontitis ist eine Volkskrankheit mit ernsten Folgen – nicht nur für die Zähne. Für ihre Entstehung sind Bakterien im Zahnbelag verantwortlich. Plaque-Entfernung ist wichtig – aber nicht das Einzige, was man tun kann, wenn man einer Parodontitis vorbeugen will.
Fast jeder Mensch ist im Laufe seines Lebens mehr oder weniger stark von Parodontitis betroffen – einer entzündlichen Erkrankung des Zahnhalteapparats. Die gute Nachricht: Parodontitis kann man zwar nicht heilen, aber sehr gut behandeln. Insbesondere, wenn sie früh erkannt wird. Noch besser als behandeln ist vorbeugen. Aber wie geht das?
So häufig ist Parodontitis
Schätzungsweise haben 11,5 Millionen Erwachsene eine schwere Form von Parodontitis. Bei Menschen über 40 gehen mehr Zähne durch Parodontitis verloren als durch Karies. Unbehandelt kann die Erkrankung aber nicht nur zum Zahnverlust führen, sie erhöht auch nachweislich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Weitere Erkrankungen wie Alzheimer und rheumatoide Arthritis stehen ebenfalls in Verdacht, mit einer Parodontitis in Zusammenhang zu stehen. Bei etwa 50 Krankheiten gibt es solche Hinweise.
Was verursacht Parodontitis?
Um zu verstehen, wie man Parodontitis vorbeugen kann, muss man sich zunächst die Ursachen anschauen. Ursächlich für Parodontitis ist immer Zahnbelag bzw. die darin befindlichen Bakterien. Diese stoßen bei manchen Menschen eine fehlgeleitete Immunreaktion an: Das Immunsystem greift, getriggert durch Bakterien im Zahnbelag, das körpereigene Gewebe des Zahnhalteapparats an. Dabei spielt nicht allein die Menge der Bakterien eine Rolle, sondern auch ihre Zusammensetzung. Erst wenn bestimmte Bakteriensorten überhandnehmen, entwickelt sich Parodontitis.
Doch warum bekommen manche Menschen eine Parodontitis, während andere verschont bleiben?
Wichtige Risikofaktoren für eine Parodontitis sind:
- Unzureichende Zahnpflege: Wenn man seine Zähne zu selten oder zu schlecht pflegt, können sich Zahnbelag und damit Bakterien im Mundraum stark vermehren und zu einer Zahnfleischentzündung führen.
- Rauchen: Raucher haben ein vier- bis sechsfach erhöhtes Parodontitisrisiko, die Behandlung ist bei ihnen komplizierter und der Verlauf häufig schwerer.
- Genetische Veranlagung: Dass auch die Gene eine Rolle spielen, konnte durch verschiedene Studien belegt werden.
- Diabetes: Ein hoher Blutzuckerspiegel kann ebenfalls Parodontitis begünstigen. Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes ist das Risiko zwei- bis dreifach erhöht.
- Schwangerschaft: Durch die Schwangerschaftshormone lockert sich das Gewebe auf, Keime können leichter eindringen. Deshalb sind regelmäßige Zahnarztbesuche in der Schwangerschaft noch wichtiger als sonst.
- Ernährung: Unsere Essgewohnheiten scheinen die Entstehung einer Parodontitis ebenfalls zu beeinflussen. Eine ballaststoffarme Ernährung mit viel Zucker und Weißmehl gilt als besonders schädlich.
- Stress: Stresshormone fördern die Entzündungsprozesse, die bei einer Parodontitis am Werk sind.
- Weitere Ursachen: Auch mechanische Irritation, etwa durch schlechtsitzenden Zahnersatz oder Piercings, offene Zahnkaries, Zahnfehlstellungen, Mundatmung, Zähneknirschen sowie Abwehrschwäche können eine Parodontitis begünstigen.
Mit dieser Zahnpflege können Sie Parodontitis vorbeugen
Die wichtigste Maßnahme zum Vorbeugen einer Parodontitis ist eine gründliche Zahnpflege. Dazu gehört neben dem Zähneputzen auch eine Zahnzwischenraumpflege. Interdentalbürsten sind dafür optimal, solange Sie das Zahnfleisch beim Gebrauch nicht verletzen.
Für enge Zahnzwischenräume ist unter Umständen Zahnseide besser geeignet. Wählen Sie die Methode, mit der Sie am besten zurechtkommen, und lassen Sie sich dazu von Ihrer Zahnarztpraxis beraten. Neben den Zähnen soll auch die Zunge gereinigt werden: Dafür können Sie die Borsten Ihrer weichen Zahnbürste verwenden – oder auch einen speziellen Zungenreiniger.
Auch bei noch so perfekter Zahnpflege bildet sich Zahnstein. Deshalb sind regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt ebenso wichtig, am besten in Verbindung mit einer professionellen Zahnreinigung. Dabei werden harte Beläge entfernt und die Stellen gereinigt, die Sie selbst nicht so gut erreichen können. Außerdem bekommen Sie bei dieser Gelegenheit Rückmeldung und Tipps zur häuslichen Zahnpflege.
Risikofaktoren, wenn möglich, minimieren
Ein Risikofaktor, den Sie gut beeinflussen können, ist das Rauchen. Am besten sollten Sie es sich gleich ganz abgewöhnen – nicht nur der Zähne wegen. Ein Diabetes mellitus sollte optimal eingestellt werden.
Andere Risikofaktoren lassen sich nicht so einfach ausmerzen. Wenn Ihr Parodontitisrisiko erhöht ist, zum Beispiel weil Sie schwanger sind oder unter großem Stress stehen, empfiehlt es sich, die Abstände zwischen den Zahnarztbesuchen zu verkürzen. Lassen Sie sich dazu individuell beraten.
Kann man mit der richtigen Ernährung Parodontitis vorbeugen?
Dass Parodontitis zur Volkskrankheit geworden ist, hat wohl auch etwas mit unserer westlichen Ernährungsweise zu tun. Ein Steinzeitexperiment, bei dem sich die Teilnehmer vier Wochen lang wie unsere Vorfahren ernährten, legt jedenfalls nahe, dass das so ist: Obwohl die Probanden keine Zahnbürste benutzten, war ihr Zahnfleisch gesünder als vorher. Zwar hatten sie jede Menge Zahnbelag, aber die Zusammensetzung der darin enthaltenen Bakterien hatte sich verändert. Das bestätigen auch archäologische Funde aus der Steinzeit: Unsere Vorfahren haben zwar keine nennenswerte Zahnpflege betrieben, aber ihr Zahnfleisch war gesünder – und die Zusammensetzung der Bakterien im Zahnbelag deutlich vielfältiger.
In einer weiteren Studie gab man Probanden täglich Salatsaft zu trinken, woraufhin sich der Zustand ihres Zahnfleischs ebenfalls besserte. Verantwortlich für diesen Effekt war offenbar das im Salat enthaltene Nitrat. Zusammengenommen kann man also sagen: Die richtige Ernährung kann neben der Zahnpflege wohl ebenfalls vor Parodontitis schützen.
4 Tipps für eine Ernährung, die vor Parodontitis schützt
Wie eine Ernährung, die vor Parodontitis schützt, genau aussieht, muss zwar noch weiter erforscht werden. Es gibt aber Anhaltspunkte. Und ein paar Tipps kann man durchaus heute schon berücksichtigen – denn sie sind nicht nur für unsere Zähne, sondern insgesamt für unsere Gesundheit gut:
- Zucker und schnell verwertbare Kohlenhydrate reduzieren. Einfache Kohlenhydrate machen nicht nur dick, sondern treiben auch den Blutzuckerspiegel in die Höhe, was wiederum Entzündungsprozesse fördert. Deshalb sollten wir alle weniger Zucker, Weißmehl und Säfte konsumieren.
- Mehr wertvolle und weniger schlechte Fette. Gesättigte Fettsäuren, wie sie in Fleisch, Eiern und Milchprodukten vorkommen, nur in Maßen essen. Dafür mehr “gute Fette”, zum Beispiel aus Nüssen, Saaten, Olivenöl, Rapsöl, Leinöl oder Fisch.
- Viele Ballaststoffe, Vitamine und Spurenelemente. Das schafft man zum Beispiel, indem man sich den Teller nicht ganz mit Nudeln belädt, sondern viel Gemüse und Salat dazu packt. Ballaststoffe halten den Blutzuckerspiegel konstant und fördern eine gesunde Darmflora. Ein möglichst abwechslungsreiches Obst- und Gemüseangebot versorgt unseren Körper mit Mikronährstoffen, die wiederum für ein funktionierendes Immunsystem wichtig sind.
- Nitratreiche Pflanzenkost. Nitrat galt lange Zeit generell als schädlich. Nitrat aus Pflanzen ist aber, wie man heute weiß, nicht nur unbedenklich, sondern hat auch einen entzündungshemmenden Effekt. Es ist zum Beispiel in Salat, Spinat, roter Beete und Kohl enthalten.
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